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4.11.2024, Corin Meier, Standort Zürcher Unterland

Fremdgegangen an Halloween - Ein Erfahrungsbericht

4 Autoren haben vorgelesen

Für Lea Catrina waren die Bülacher die grösste Entdeckung, so offen, herzlich und interessiert. (Bilder: zvg)

Für Lea Catrina waren die Bülacher die grösste Entdeckung, so offen, herzlich und interessiert. (Bilder: zvg)

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Anstelle von «Süsses oder Saures» erhielt das Publikum am 31. Oktober in der Altstadt von Bülach eine Vielfalt an Geschichten zu hören – mal berührend, mal zum Schmunzeln und vereinzelt auch etwas gruselig.

Alon Renner las in der Genussmanufaktur Klaus.

Alon Renner las in der Genussmanufaktur Klaus.

Fremdgehen – das ist ein Literaturparcours mit Lesungen à 20 Minuten. Das Spezielle daran ist, dass an aussergewöhnlichen Orten gelesen wird – so findet man sich während einer Lesung inmitten von Stoffen und Nähzubehör, neben Überzugsmaschinen für Schokolade oder zwischen Schmuckstücken. In Bülach fand der Literaturparcours bereits zum zweiten Mal statt. Es gab vier Lesungen, die nicht unterschiedlicher sein konnten, wodurch für jedes Gusto etwas dabei war. Das Publikum setzte sich aus vier rotierenden Gruppen à 30 Personen zusammen, aufgeteilt auf die vier Geschäfte Belfiore Stoffe, Altstadt Buchhandlung, KLAUS Confiserie und Walter Schumacher Goldschmied.

Wir begannen den Parcours in der Genussmanufaktur mit einem Apéro. Nach einer herzlichen Begrüssung durch Mischa Klaus erzählte der Autor und Organisator Alon Renner, dass Fremdgehen die kleine Schwester von «Die Rahmenhandlung» sei. Dies ist ein mehrtägiges Literaturfestival in Zürich, das er seit der Pandemie in seinem Haus organisiert. Das Format Fremdgehen wird inzwischen an diversen Orten in der Schweiz durchgeführt, nächstes Jahr sind bereits 10 Events geplant.

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Andrea Keller traf auf alte Bekannte beim Goldschmied.

Andrea Keller traf auf alte Bekannte beim Goldschmied.

Alon Renner schrieb extra einen neuen Text für den Abend. In dem er gezielt, durch die Erwähnung diverser Schleckwaren und Süssspeisen, in seine und unsere Kindheit führte. Dies sehr passend zum Schokoladenduft, der im Raum hing. Dunkle Erinnerungen an Keller und Monster wiesen auf die Ängste hin, die man in jungen Jahren durchlebt. Durch einen Twist in seiner Geschichte führte er aus, dass man sich im Dunkeln gar nicht zu fürchten brauche, denn die schrecklichen Monster wollten ja eigentlich gesehen werden! Fürchten müsse man sich viel mehr bei Tageslicht, im Hellen. Der Auftakt in den Abend war gelungen und alle schritten fröhlich weiter zu Walter Schumacher.

Dort erwartete uns die Glattfelder Autorin Andrea Keller, die, in verschiedene Kulturprojekte involviert, diese stets mit dem Schreiben verbindet. Keller befasst sich mit dem Thema Vergänglichkeit und Zerfall und trug uns zuerst ein Gedicht über ein Haus in Mels an der Autobahn vor, das seit Jahren zerfällt. Sie erzählte uns zudem von ihrem Projekt «Fundbüro für Immaterielles», das besonders berührte. Hierfür betrieb sie vor einigen Jahren einen Schalter in Zürich, bei dem die Besucher berichten konnten, was ihnen alles in ihrem Leben verloren ging. Einer Frau kam z.B. ihre Wut abhanden, sie fand diese jedoch mithilfe von Kampfsport wieder und sei heute sehr glücklich darüber.

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Tanja Kummer fand das Lesen im Stoffladen von Anuschka Belfiore einfach nur grossartig.

Tanja Kummer fand das Lesen im Stoffladen von Anuschka Belfiore einfach nur grossartig.

Weiter ging es für uns in die Altstadt Buchhandlung, wo wir von Andrea Frei begrüsst wurden und Lea Catrina auf uns wartete. Die Schriftstellerin aus Flims hat jüngst ihr Buch «Waldbad» im Embracher Arisverlag herausgegeben, aus dem sie uns vorlas. Catrina führte uns kurz in das Setting des fiktiven Bündner Dorfs Waldbad ein und las eine Passage aus der Mitte des Buches. Beim Vorlesen tauchte sie derart in die Geschichte ein, dass man als Zuhörer völlig gebannt den Abenteuern des Hauptcharakter Luan lauschte. Dabei war ihr Schreibstil so flüssig, dass man am liebsten sitzenbleiben und weiterlesen wollte.

Der Parcours neigte sich dem Ende zu und wir fanden uns zuletzt im äusserst bezaubernden Laden von Anuschka Belfiore ein. Bei ihr zu Gast war Tanja Kummer, sie ist Autorin und Buchhändlerin. Fröhlich erzählte sie von ihrem neusten Buch «Jetzt kommt Luna!», in dem es um die Adoption eines Hundes geht, wovon sie aus eigener Erfahrung schreiben konnte. Sie erzählte uns, dass sie am liebsten über das Leben im hier und jetzt schreibe. Ein Highlight des Abends bildete derjenige Text, der die unterschiedlichsten Zeilen aus Schweizer Volksliedern miteinander verband und uns herzhaft zum Lachen brachte.

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Erfüllt von all den Inputs und Geschichten endete der Herbstabend sehr zufrieden. Fremdgehen ist unserer Meinung nach eine Bereicherung für Bülach und ein inspirierendes Format, das einem die Möglichkeit gibt, in lokale Geschäfte einzutauchen und verschiedene Autorinnen und Autoren in einem intimen Rahmen kennenzulernen.

Ein grosses Dankeschön geht nicht nur an den Organisator und Autor Alon Renner, der stets sicherstellt, dass der Anlass für das Publikum möglichst attraktiv bleibt, sondern auch an die vier beteiligten Geschäfte und selbstverständlich an die Autorinnen für ihre kreative und inspirierende Arbeit.

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Lea Catrina: «Die grösste Entdeckung im Rahmen von «Fremdgehen» waren für mich die Bülacher selbst – so offen, herzlich und interessiert, dass ich mich schon auf ein Wiedersehen freue!»

Tanja Kummer: «Im Stoffladen von Anuschka Belfiore zu lesen, ist einfach nur grossartig! Die vielen Farben, Knöpfe und Stoffballen sorgen für eine ganz eigene, bunte Atmosphäre! Ob man eine Geschichte schreibt oder ein Kleid näht: den passenden Stoff zu wählen ist immer ein tolles Abenteuer.

Andrea Keller: «Was mich besonders berührte: Es waren einige Wiederholungstäter:innen dabei, die mich persönlich auf die Geschichte vom letzten Jahr angesprochen haben. Dank Fremdgehen entdecken auch wir Autor:innen ganz neue und spannende Lesebühnen. Dieses Mal durfte ich im Schmuckladen von Goldschmied Walter Schumacher auftreten. Und im Publikum befanden sich: lauter Perlen."

Quotes der Autorinnen

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Für Lea Catrina waren die Bülacher die grösste Entdeckung, so offen, herzlich und interessiert. (Bilder: zvg)

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